Zum heutigen Zeitpunkt ist es nicht mehr möglich, eine genaue Vereinschronik für die Zeit bis zum 2. Weltkrieg zu erstellen, da alle Zeitzeugen verstorben und die alten Vereinsunterlagen verloren gegangen sind. Aber das Wenige, das uns durch mündliche Überlieferung von alten Schützen erhalten blieb, sowie die späteren Geschehnisse bis zum jetzigen Zeitpunkt haben wir für interessierte Schützenfreunde in nachfolgender Niederschrift festgehalten.
Laut Lagebuch der Kirchengemeinde Wenau wurde im Jahr 1873 in Hamich die erste Kapelle zu Ehren des heiligen Donatus gebaut. Drei Jahre später gründeten die Hamicher die St. Donatus-Schützengesellschaft. Es war ein kleiner Verein mit circa 30 Mitgliedern, davon fünf oder sechs Offiziere in alten historischen Uniformen. Die Königskette, in deren Besitz wir heute noch sind, war eine Stiftung von Frau Clementine Froitzheim aus Wenau. Zum weiteren Inventar der Schützen gehörten zwei großkalibrige Gewehre für Bleikugelpatronen von circa 10 bis 12 mm Durchmesser, und die Schützenfahne. Die Schützenfeste fanden in kleinen Festzelten auf einer Wiese in Dorfmitte statt. Im Jahre 1900 wurde das Restaurant „Transvaal“ und ein dazugehöriger großer Saal mit Bühne gebaut. Ab diesem Zeitpunkt fanden alle Feste der Schützen in den neuen Lokalitäten statt. Auf den Wiesen hinter dem Lokal hatten die Schützen zwei Schießstände, einen Scheibenstand zum Sportschießen und einen Hochstand zum Schießen des Königsvogels. Der Königsvogel wurde stets mit dem schweren Gewehr für circa 12 mm Patronen geschossen und hielt, da er aus einem etwa 30 cm dicken Eichenklotz gefertigt war, oft mehrere Stunden den schweren Bleikugeln stand. Die nötige Munition fertigte der Schießmeister aus Patronenhülsen, Schwarzpulver und den vorher gegossenen Bleikugeln am Schießstand an.
Auch die Martinsfeste vor dem 2. Weltkrieg wurden wie heute von der Schützengesellschaft durchgeführt. Doch die Hauptgestalter des Abends waren die Hamicher Kinder, die unter der Regie des Schützen Friedrich Dahmen auch im Saale „Transvaal“ oder im kleinen Saal der Gaststätte Stüttgen Märchen und andere kleine Theaterstücke abendfüllend aufführten.
Die Schützengesellschaft bestand ohne Unterbrechung bis zum Jahre 1935 und musste dann in der NS Zeit ihre Aktivitäten einstellen. Letzter Schützenkönig war Jakob Klein. Die Freude am Schützenfest veranlasste die Hamicher Schuljungen im darauf folgenden Jahr ein Kinderschützenfest zu veranstalten mit allen was dazugehört , wie Königs- und Geldvogelschießen , Umzug durchs Dorf, Parade und Ständchenspiel bei den Honoratioren der Schützengesellschaft, mittels eigener Musik mit Trommeln, Blechflöten und Mundharmonikas .
Die Schützen fanden in einem neu gegründeten Heimatverein wieder zusammen. Auch die Tätigkeit dieses Vereins musste zwangsläufig in den letzten Kriegsjahren eingestellt werden.
Im Jahr 1950 wurde der Heimatverein unter dem Vorsitz von Karl Grosch wieder ins Leben gerufen. Noch im selben Jahr feierte man im wiedereröffneten Restaurant “Transvaal” ein Heimatfest, und auch das Martinsfest fand in diesem Jahr wieder statt.
1951 entschloss man sich auf einer Versammlung des Heimatvereins, aus Anlass des 75 jährigen Bestehens der Schützengesellschaft, die alte Schützentradition wieder aufleben zu lassen. Ein weiterer Grund war das Nochvorhandensein der Königskette mit allen alten Königsplaketten. Ein altes Schützenmitglied hatte das Königssilber mit in die Evakuierung genommen und so für den Verein gerettet. Alles andere Schützeninventar ging durch die Kriegswirren verloren. Vor ein paar Jahren fand ein junger Mann aus Langerwehe zwei stark angerostete Offizierssäbel im nahen Wald. Restauriert schmücken sie jetzt die Räumlichkeit im Vereinlokal “Transvaal”.
So wurde denn der Heimatverein wieder in die alte St. Donatus-Schützengesellschaft umgewandelt, ein neuer Vorstand gewählt und noch im gleichen Jahr das erste Schützenfest gefeiert. Der neu gewählte Vorstand bestand aus folgenden Mitgliedern: 1. Vorsitzender Johann Drehsen, 2. Vorsitzender Wilhelm Müller, 1. Schriftführer Josef Müller, 1. Kassierer Werner Schmidt, 2. Kassierer Gerhard Müllejans, Kommandeur Johann Setterich, 1. Schützenkönig wurde Josef Schröder. Zum Schützenfest 1952 wurde schon unsere jetzige Fahne gekauft und von unserem damaligen Pfarrer, Dechant Heinrich Körfer, geweiht. 1953 schaffte man die ersten Uniformen an, weitere folgten in den nächsten Jahren. Die ersten Feste dauerten noch vier Tage. Schützenfestdienstag wurde das “Baarenkloppen” von den Mädchen des Dorfes durchgeführt . Diejenige, die bei verbundenen Augen mit einem Knüppelschlag eine an einem Baum gehängte Kappesbaar (großer Tontopf zum Einmachen von Bohnen oder Sauerkraut) herunterschlug, wurde nach einem lustigen Umzug durchs Dorf anschließend im Zelt mit einer Königskette aus Stangenbohnen zur Baarenkönigin gekrönt. 1992/93 wurde durch die Schützengesellschaft eine neue Kapelle zu Ehren unseres Schutzpatrons, des heiligen Donatus gebaut. Ein Mitglied schenkte der Gesellschaft das Baugrundstück. Dadurch und durch die planerische und organisatorische Energie, durch fleißiges Schaffen der Vereinmitglieder, zahlreicher Geld- und Sachspenden und einen Gemeindezuschuss wurde das Bauwerk möglich. Beim Schützenfest 1993 weihte Kaplan Ernst-Joachim Stinkes aus Langerwehe unsere neue Kapelle ein.
Mit Recht können wir sagen, dass unsere Gesellschaft durch ihre Aktivitäten im Laufe des Jahres für den gesamten Ort zu einem nicht mehr wegzudenkenden Bestandteil der Dorfgemeinschaft geworden ist. Unsere Schützenfeste werden gerne besucht, haben sich mit Shows und Jugenddisco dem Zeitgeist angepasst und mit Straßen- und Großfeuerwerk weitere Anziehungspunkte geschaffen. Wir hoffen sehr, dass auch die kommenden Generationen es verstehen werden, das Ansehen der St. Donatus-Schützengesellschaft Hamich als einzigen Kulturträger im Ort zu bewahren, getreu unserem Fahnenspruch: Aus alter Wurzel neue Kraft.